SZ – online: Hingabe und Verstörung

Die SZ – online, Sachsen im Netz, am 18. Mai 2005:

Hingabe und Verstörung

Das Kronos Quartet und die Dresdner Sinfoniker spielten Zeitgenössisches.

Mit leidenschaftlichem Spiel gewinnt man Publikum für zeitgenössische Musik. So auch am Sonntag im Kulturpalast: Das Kronos Quartet und die spieltechnisch phänomenalen Dresdner Sinfoniker wussten unter der charismatischen Leitung Michael Helmraths die wenigen Zuhörer von den ersten robusten Schlägen in Heiner Goebbels D&C aus Surrogat Cities zu faszinieren. Goebbels virtuos instrumentiertes Gegenwartsporträt ist ein ironisch-kunstvolles Spiel rhythmischen (Er-)Lebens, mit Anklängen an Stravinskys Sacre.

Die dann folgende formal freie, groß angelegte 5. Sinfonie des armenischen Komponisten Awet Tertertjans hingegen nutzte den Kontrast zwischen den Stilmitteln westlicher Orchesteravantgarde und den östlich-exotischen Klängen seiner Heimat als exzessives Spiel zwischen Meditation und Archaik, zwischen folkloristischen Rhythmen und dem organisierten Chaos von Clustern. Fremderfahrung der besonderen Art, die durch das Solospiel der iranischen Stachelgeige (Hratch Awetikyan) mit ihrem wehleidig-klagenden Gesang bewusst verstörte. Existenzielle Musik.

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Der komplette Artikel: Sächsische Zeitung, Mittwoch, 18. Mai 2005